1. Verbalisierte oder endpunktbenannte Skala
Bei verbalisierten Skalen ist jeder Skalenpunkt mit einer verbalen Benennung versehen, wie zum Beispiel hier:
Bei endpunktbenannten Skalen dagegen benennen nur die beiden expremen Skalenpunkte und die Skalenpunkte dazwischen werden zur Orientierung mit aufsteigenden Zahlen versehen, wie hier:
Der Vorteil der verbalisierten Skala ist, dass der Umgang mit ihr einfach für den Befragten ist, da er nicht über die Skala nachdenken muss. Der Nachteil ist, dass die resultierenden Daten ordinal und nicht als gleichabständig betrachtet werden können. Zudem ist es oft schwierig, eine passende sprachliche Formulierung für alle Punkte, vor allem für den mittleren, zu finden.
Dieses Problem entfällt bei der endpunktbenannten Skala. Dafür ist diese aber für den Befragten schwieriger. Deshalb ist eine gute Einführung anhand eines Beispiels zu Beginn des Fragebogens hier sehr wichtig. Der große Vorteil der endpunktbenannten Skala liegt in der Intervallskalierung der Daten, da die Skalenpunkte als gleichabständig betrachtet werden können.
Mein Tipp: Verwenden Sie eine endpunktbenannte Skala und führen die Verwendung der Skala in einem Beispiel zu Beginn des Fragebogens leicht verständlich ein.
2. Gerade oder ungerade Anzahl an Skalenpunkten
Sollen die Skalenpunkte eine gerade oder ungerade Anzahl haben? Die Frage ist schwierig zu beantworten. Hier zeige ich nur die Nachteile beider Möglichkeiten auf. Entscheiden Sie selbst!
Bei einer ungeraden Skala kann der mittlere Skalenpunkt als Fluchtkategorie verwendet werden, wenn sich der Befragte nicht entscheiden kann oder will. Bei der geraden Skala gibt es keine Mitte. Die Befragten, die sich eigentlich der Mitte zuordnen müssen werden gezwungen, sich für eine Tendenz zu entscheiden.
Es wird allgemein empfohlen, legitime Fluchtkategorien, wie z.B. eine Kategorie „keine Meinung“ oder „weiß nicht“ sparsam zu verwenden, da diese sonst zu häufig verwendet werden.
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3. Breite der Skala
Wie viele Punkte soll die Skala haben? Die Breite der Skala soll sich an der Abstraktionsfähigkeit der Befragten orientieren. Allgemein kann man sagen, dass man nicht mehr als 10 Punkte verwenden soll, da dies die Befragten überfordern würde. Mit 3 oder weniger Punkten sind die Befragten häufig unzufrieden, da sie ihre Antwort nicht genügend differenziert ausdrücken können.
Bewährt hat sich eine Skala mit 5 bis 9 Punkten.
4. Orientierung der Skala
Die Skala sollte links vom niedrigen Wert (= keine Zustimmung) nach rechts zum hohen Wert (= Zustimmung) verlaufen. Das kommt dem Befragten entgegen, der intuitiv diese Ordnung erwartet. Gleichzeitig macht es die Dateneingabe mit aufsteigenden Ziffern leichter und auf den Daten kann später ohne Umkodierung direkt gerechnet werden.
5. Optische Verstärkung
Verwenden Sie keine optische Verstärkung der Skala. In Experimenten hat sich gezeigt, dass die Verwendung von Keilen oder größer werdenden Kästchen die Ergebnisse verändert. Auch die Verwendung von Minuszeichen, z.B. bei einer Kodierung von -2 bis 2 beeinflusst die Ergebnisse. Also in diesem Falll lieber 1 bis 5 verwenden.
Referenzen
Rolf Porst (2011). Fragebogen. Ein Arbeitsbuch. VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Ich bin Statistik-Expertin aus Leidenschaft und bringe Dir auf leicht verständliche Weise und anwendungsorientiert die statistische Datenanalyse bei. Mit meinen praxisrelevanten Inhalten und hilfreichen Tipps wirst Du statistisch kompetenter und bringst Dein Projekt einen großen Schritt voran.
welche literatur hast du benutzt… ich brauche diese erklärungen aber von einer bestimmten literatur
viele grüße
und danke im voraus
Rolf Porst (2011). Fragebogen. Ein Arbeitsbuch. VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Wie wertet man solch eine Skala aus? Addiert man die jeweilig angekreuzten Punkte (1-5) auf und dividiert durch die Anzahl der Fragen?
Hallo Tobi,
ja, das kann man so machen, also den Mittelwert bilden. Alternativ kann man auch den Summenwert berechnen.
Schöne Grüße
Daniela
Zum Thema „Wie viele Punkte soll die Skala haben“
Wollen wir eine Kopf- oder Bauchantwort haben?
Bei Kopfantworten sollte man eine Punkteskala verwenden, wobei die Benennung der Punkte den Grad der Übereinstimmung darstellen. Indem Anwender den Text erkennen, nutzen sie eher Logik als Gefühle, auch, wenn ein Text immer auch eine Emotion enthält. Es gibt eine gedankliche Antwortsystematik: man vergleicht den textlichen Inhalt, zum Beispiel „ich stimme vollständig zu“, also das „vollständig“ mit dem (unscharfen, subsummierenden) Erfahrungswissen.
Bei Bauchantworten sollte man eine gleitende Skala nehmen. Durch Verschieben eines Reglers ist die Übereinstimmung als Antwort anzugeben. Es hat sich gezeigt, dass eine solche Skala an den Endpunkten benannt werden sollte, Beispiel „ich stimme vollständig zu“, „ich stimme nicht zu“, ein Antwortender wird gefühlsmäßig einen Regler verschieben.
Ich hatte in einer inzwischen von mir verkauften GmbH Schieberegler als Antwort genutzt. Das System wurde an einer Hochschule eingesetzt und von dem einsetzenden Professor wurde die Antwortkorrektheit mit über 90% angegeben.
Super, danke für die Ergänzung!
LG
Daniela
Hallo Daniela,
kann man in einem Fragebogen auch unterschiedliche Skalen verwenden (z.B. eine 5er und eine 7er Likert Skala)? Wie würde man die unterschiedlichen Skalenniveaus dann in der Auswertung berücksichtigen?
Hallo Maren,
ja, das kannst Du machen.
Wenn die Skalen bei unterschiedlichen Konstrukten vorkommen und also nicht rechnerisch zusammen gefasst werden, ist das unproblematisch. Wenn Du sie als Konstrukt (z.B. Summe oder Mittelwert) zusammen fassen willst, würde ich es nicht machen. Denn das führt zu Problemen, weil die einzelnen Skalen dann unterschiedlich gewichtet einfließen würden.
LG Daniela
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Hi Daniela,
vielen Dank für deine zahlreichen nützlichen Tipps!
Wenn ich in meinem Fragebogen 5-er und 7-er Likert Skalen verwende, was muss ich dann bei der Auswertung beachten? Müssen die Konstrukte z-standardisiert werden, um sie vergleichbar zu machen?
Hallo Miri,
das kommt auf Deine genaue Fragestellung an, ob eine Standardisierung inhaltlich Sinn macht. Methodisch muss es (meist) nicht zwingend sein. Es gibt Ausnahmen, z.B. die Moderation, wo es auch methodisch oft Sinn macht.
LG Daniela
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Guten Tag Frau Keller,
ich entwickle einen Fragebogen, wo ich im Anschluss einen Gesamtscore berechne und Perzentile bestimme. Ich verwende auf jeden Fall nur die 5-Likert-Skala über den Fragebogen hinweg, möchte aber unterschiedliche Bewertungsaspekte (Häufigkeit, Intensität, Zustimmung usw.) erfragen- auch innerhalb der „Faktoren“ des Fragebogens. Kann ich diese trotzdem miteinander verrechnen oder falls nicht, was gibt es da für Lösungsmöglichkeiten?
Vielen Dank!
Liebe Grüße!
Hallo Lia,
ja, die kannst Du dann trotzdem miteinander verrechnen. Überlege Dir aber gut, ob und wie das inhaltlich Sinn macht. Aus statistischer Sicht spricht nichts dagegen, wenn die Kennwerte wie Reliabilität usw. dann in Ordnung sind.
LG Daniela
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Wenn ich eine Frage habe wie „Bewerten Sie unser Team“
Beratung:
Freundlichkeit:
etc.
Ist es besser eine Skala von 1-10 oder von 1-6 zu verwenden (in der CH werden die Schüler von 1-6 benotet)
Hallo Annick,
das kommt ganz darauf an, auf welcher Skala es einfacher für die Teilnehmer ist. Können die Teilnehmer auf der langen Skala 1-10 noch die einzelnen Punkte unterscheiden? Wenn nicht, dann nimm lieber die kürzere Skala.
LG Daniela
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Hallo,
ich hoffe, dass Sie mir eine kurze Antwort geben können 🙂
ich erhebe in meiner Untersuchung verschiedene Variablen aus unterschiedlichen Fragebögen.
Diese Fragebögen unterscheiden sich in ihren vorgegebenen Antwortmöglichkeiten (4-er Likert, 5-er Likert und 6-er Likert).
Ist es zulässig sich nur einer Likert-Skala zu bedienen, wenngleich sie in den original Fragebögen variieren?
Liebe Grüße und vielen Dank im Voraus.
Hallo Alice,
wir können uns gern duzen!
Ich würde die Skalen wie in den Original-Fragebögen verwenden und so wenig wie möglich anpassen. Vor allem, wenn es validierte Fragebögen sind kann es sonst sein, dass Du nicht die gleiche gute Datenqualität erreichst.
Für die Auswertung ist es meist egal, wenn in einem Datensatz unterschiedliche Abstufungen verwendet werden. Zumindest dann, wenn Du die Skalen immer aus den gleich abgestuften Items bildest.
LG Daniela