Sucht man nach Attributen für den Ergebnisteil, so fallen einem gleich ein paar Widersprüche auf: staubtrocken, sachlich, langweilig, zentral, wahnsinnig wichtig, nüchtern, hochinteressant… Platz für Poesie ist hier jedenfalls auf gar keinen Fall!
Vorab zu überlegen…
Der Ergebnisteil ist der Teil, in dem Du Deine Ergebnisse vorstellst – also das zentrale „Outcome“ Deiner Untersuchung. Alles andere ist eigentlich Vorgeplänkel, und deswegen stimmen sowohl „wahnsinnig wichtig“ wie auch „zentral“ und „hochinteressant“. Aber der Ergebnisteil ist auch der nüchternste Teil der Dissertation, und viele Aspiranten tun sich zunächst schwer damit, sich den beschreibenden Charakter anzueignen und hinter dem „staubtrocken“ zu erkennen, dass es eben diese sachliche Natur des Schreibens ist, die das Zentrale der Ergebnisse für die Dissertation ausmacht. Viele Leser Deiner Dissertation werden sich nur dem Ergebnisteil zuwenden. Und auch wenn das ein Argument dafür sein könnte, besonders „schön“ zu schreiben: jeder erfahrene Leser wissenschaftlicher Texte wäre überaus irritiert, läse er einen Stil abweichend von dem sachlichen Text, der durch seine Standardisierung eben einfach zu lesen und zu erfassen ist. Man weiß, was einen erwartet und kann dadurch schnell die Inhalte aufnehmen. Dafür musst Du Dir aber einiger Dinge vorab bewusst sein. Es muss Dir klar sein, was alles mit in die Ergebnisdarstellung soll, in welcher Reihen- oder Abfolge, und wie es dargestellt werden wird (Tabelle? Text? Abbildung?). Zudem solltest Du Dir zurecht gelegt haben, zu welchem inhaltlichen Bereich die entsprechenden Ergebnisse gehören, welche statistischen Tests wozu genau gemacht wurden und welches statistische Ergebnis zu welchem Inhalt vorhanden ist. So vorbereitet kann es losgehen.
Was kommt in den Ergebnisteil?
Im Ergebnisteil geht es darum, die eigenen Ergebnisse logisch abfolgend darzustellen. Zunächst musst Du also klar haben, in welcher Reihenfolge Du welche Deiner Ergebnisse präsentieren möchtest, denn es kommen ja nicht immer alle erzielten Ergebnisse auch in die druckreife Dissertation.
Frage Dich (im Optimalfall in enger Absprache mit dem/den Betreuer/n), ob das jeweilige Ergebnis einen Nährwert für Deine Arbeit hat: liefert es Daten, die zum Verständnis insgesamt oder in einem speziellen Bereich der Arbeit beitragen? Natürlich kann man, wenn man z.B. zahllose GPS-Daten gesammelt hat, alle diese Daten darstellen… Dringend ratsam wäre es jedoch, eine Auswahl zu treffen, die hilft, die Fragestellung zu beantworten. „Überschüssige“ Ergebnisse, die der Vollständigkeit halber mit aufgenommen werden oder die nicht direkt den Kern der Arbeit erhellen, auf die aber trotzdem verwiesen werden soll, landen meistens (optisch aufbereitet auf Papier oder als Dateien auf einer CD) im Anhang – wofür dieser auch da ist.
In unserem Rottweiler-Beispiel aus früheren Teilen (z.B. 1A) dieser Serie könnte ein Ergebnisteil folgendermaßen ablaufen:
3 ERGEBNISSE
3.1 Pilotstudie: Geruchssinn bei deutschen Teckeln
3.2 Studienpopulation
3.3 Geruchssinn in Abhängigkeit der regionalen Herkunft
3.4 Geruchssinn in Abhängigkeit des auditiven Systems
3.5 Abhängigkeit von der Hunderasse: Multivariate Zusammenhangsanalyse
Dieser Ablauf erfolgt von „klein“ zu „groß“: also von der Pilotstudie (die die Hauptstudie legitimiert, die aber keine direkten Ergebnisse für diese liefert) über die Studienpopulation hin zu den relevanten Ergebnissen, die die Fragestellungen zu beantworten helfen.
Rückgreifend auf unser schon oft genutztes Smartphone-Beispiel wäre folgende Gliederung der Ergebnisse möglich:
3 ERGEBNISSE
3.1 Psychodynamische Vorbelastungen
3.2 Dauer des Führerscheinbesitzes, Fahrerfahrung
3.3 Telefonierverhalten im Alltag
3.3.1 Telefonierverhalten von Männern
3.3.2 Telefonierverhalten von Frauen
3.4 Nutzung des Smartphones im Straßenverkehr
3.4.1 Nutzung des Smartphones von Männern
3.4.2 Nutzung des Smartphones von Frauen
3.5 Intersexueller Vergleich der Nutzung der Freisprecheinrichtung
Als erstes wird man immer Ergebnisse zur Studienpopulation vorstellen, falls man noch deskriptive, also beschreibende Ergebnisse hat, die nicht im Methodenteil abgehandelt wurden wie etwa das Geschlechterverhältnis: Wie sind meine Studien-Teilnehmer, ob Hund, Pflanze, Mensch oder Goldmünzen, charakterisierbar? Danach erfolgt eine ebenso sachliche Präsentation der nackten Ergebnisse, die man vorab ausgewählt hat.
Was wird wie dargestellt?
Zur Darstellung der Ergebnisse hast Du glücklicherweise zumindest drei stilistische Mittel zur Auswahl – glücklicherweise, weil kein Mensch etwa in technischen Fächern oder der Chemie einen reinen Ergebnistext lesen könnte, ohne über seitenlangen Beschreibungen von Dingen, die tabellarisch wunderbar übersichtlich wären, herzhaft gähnend und völlig verständnislos einzuschlafen. Insbesondere, wenn Daten oder Prüfergebnisse dargestellt werden sollen, geht es nicht ohne Tabellen; und wenn Unterschiede in manchen Ergebnisse deutlich zu „sehen“ sind, geht es nicht ohne Abbildungen. Was aber kommt wo rein?
Zunächst einmal besteht ein guter Ergebnisteil aus Text, Tabellen, Abbildungen und manchmal auch Fotos. Wenn irgend möglich, solltest Du es vermeiden, mehrere Tabellen oder Abbildungen hintereinander zu „klatschen“ – der Goldweg ist Text, Tabelle, Text, Abbildung… etc.. Also leitet Text, auch wenn es nur ein Sätzchen ist, immer zu einer Tabelle/Abbildung hin oder über und/oder schließt ein Ergebniskapitel ab.
Der Text enthält diejenigen Informationen, die verschriftlicht gut vom Leser aufgenommen und verstanden werden können. Er liefert im Wortlaut die genauen Aussagen Deiner Arbeit als Antwort auf Deine Fragestellungen und sollte sauber formuliert sein, denn diese Genauigkeit erlaubt es Fachkollegen, Dich richtig zu verstehen. Der Text ist auch dazu da, die wichtigsten Aspekte des jeweiligen Ergebnisses aufzugreifen und zudem auf die entsprechende weiterführende Darstellung in einer Abbildung oder auf die umfassende Auflistung noch anderer Ergebnisse in einer Tabelle hinzuweisen (Verweis ist hier das Zauberwort, s.u.).
Eine Abbildung dient der visuellen Verdeutlichung einzelner Ergebnisse. Sie zeigt entweder Zusammenhänge auf zwischen allen ermittelten Daten der Studie (z.B. die Häufigkeit von Schadensfreiheits-Klasse (SFK) VI in NRW von 1967-2012) oder einen singulären Aspekt (z.B. die Häufigkeit von SFK VI im Großraum Köln im Jahr 2009, abhängig vom Alter des Fahrers). Welche Art der Abbildung für Deine Daten am besten geeignet ist, entscheidest Du am besten nach Rücksprache mit einem Betreuer, denn es kommt natürlich, wie immer im Leben, ganz darauf an… Es gibt solch eine Vielzahl an Möglichkeiten, Daten graphisch darzustellen, dass man ziemlich schnell die Orientierung verlieren kann: Tortendiagramm, Balkendiagramm, Histogramm, Punktwolke (mit oder ohne Regressionsgerade), Boxplots, Kaplan-Meier-Schätzer usw. – aber natürlich gibt es meist genau eine Darstellung, die für die entsprechenden Daten passt. Die Kunst der Abbildung ist eine Klasse für sich, und sie hier en detail auszuführen, würde den Rahmen einfach sprengen. In „Die richtige Schreibweise“ weiter unten findest Du aber ein paar Kurztipps.
Die Tabelle hingegen ermöglicht es, den Leser rasch mit vielen Informationen zu versorgen. Dafür muss die Tabelle natürlich die wichtigsten Daten, aber eben auch nicht zu viele davon enthalten, denn sonst wird die Information, die Du vermitteln willst, verwässert. Auch optisch sollte die Tabelle möglichst klar gestaltet sein, wenn irgend möglich in Grautönen gehalten werden (immer an die Kopierbarkeit und auch Farbenblindheit denken!), und das gewählte Tabellenlayout sollte sich durch die gesamte Arbeit möglichst einheitlich durchziehen. Auch hier gilt: mehr Details zu den Tabellen wären an dieser Stelle zwar gut, aber dennoch ein Zuviel des Guten. Kleine Tipps finden sich auch weiter unten bei „Die richtige Schreibweise“.
Generell gilt folgende goldene Regel: Jedes Ergebnis wird nur einmal vorgestellt: entweder im Text ODER in einer Abbildung/Tabelle. Viele Schreibende moppeln doppelt, blasen damit ihre Arbeit auf, verwirren aber den Leser, und der Grund ist eine große Unsicherheit. Der „goldenste“ Weg ist derjenige, dass der Text die Hauptaspekte gekonnt herausstellt und für weitere/umfassendere Informationen auf eine graphische oder tabellarische Darstellung verwiesen wird.
In unserem Smartphone-Beispiel könnte ein zentrales Ergebnis so dargestellt werden.
Unsere Studie zeigt, dass Frauen einen höheren Gefahren-Score für das Telefonieren während des Autofahrens aufweisen als Männer (12,58 ± 3,38 bzw. 10,70 ± 3,81). Dieser Unterschied ist signifikant (H(df = 2) = 24,106; p < 0,05). 22 der 153 Studienteilnehmer machten hier keine verwertbaren Angaben.
Die richtige Schreibweise
Bevor Du eine Abbildung erzeugst, denke nach, ob diese Abbildung wirklich nötig ist (nachdenken ist ja prinzipiell immer eine gute Methode, um richtige Entscheidungen zu treffen). Abbildungen fangen die Aufmerksamkeit ein – suche für die Abbildungen also nur diejenigen Daten aus, die Du wirklich darstellen möchtest. Hast Du zu viele Abbildungen mit unwichtiger Information, verwischt die Kraft Deiner Graphiken. Wenn Du zum Beispiel nur spärliche Informationen darstellen möchtest, auch wenn sie vielleicht zentral für die Aussage Deiner Arbeit sind, wie etwa „ja (81%), nein (12%), vielleicht (7%)“, lohnt sich eine Abbildung unter Umständen überhaupt nicht, sondern schwächt Deine Aussage eher ab. Generell können Ergebnisse hervorragend in einem Fließtext verständlich dargestellt werden.
Deutlich besser als eine Abbildung zu zeigen wie:
…ist es, zu schreiben:
Wir belegen, dass die deutliche Mehrheit der Autofahrer sich bewusst ist, dass Telefonieren beim Fahren ohne Freisprecheinrichtung ein hohes Gefahrenpotenzial birgt: 81% der Befragten antworteten auf die entsprechende Frage mit „Ja“, 12% mit „Nein“ und 7% mit „Vielleicht“. Dieses Ergebnis war signifikant (p<0,01).
Auf diese Weise übermittelst Du nicht nur die Hauptinformation, sondern lieferst auch alle anderen relevanten Informationen wie etwa die statistische Signifikanz UND hast Dein Ergebnis sauber ausformuliert und belegt. Solch eine Aussage ist zitierfähig: die vorstehende Abbildung kaum, weil die Stärke ihrer Aussage unklar bleibt. An diesem Punkt lohnt es sich, etwas herumzuspielen, wie sich etwas besonders gut darstellen lässt. Manchmal kommt der AHA-Effekt beim Ausprobieren, denn die Sinnlosigkeit einer bestimmten Abbildung, oder eben auch die Sinnhaftigkeit einer anderen, wird oft erst klar, wenn man sie sieht. So einfach ist das.
Ein anderes Beispiel: Bei unseren Rottweilern könnten etwa Angaben wie durchschnittliche Größe und Gewicht von Männchen und Weibchen und ein Vergleich der Geschlechter in diesen Punkten gemacht werden. Bei den meisten Tierarten ist ein Unterschied z.B. in der Körpermasse zwischen den Geschlechtern zu erwarten. Hier kommen wir gleich zu einem Paradefall des Schreibstils für den Ergebnisteil: denn auch wenn ein Unterschied in der Körpermasse zu erwarten wäre, so wird darauf nicht rekurriert, denn das gehört in die Diskussion:
Weibchen (n=202) wiesen eine durchschnittliche Körpermasse von 44 kg (Minimalgewicht 38 kg, Maximalgewicht 49 kg), Männchen (n=230) eine durchschnittliche Körpermasse von 52 kg auf (Minimalgewicht 47 kg, Maximalgewicht 64 kg). Der Unterschied zwischen den Geschlechtern war statistisch signifikant (F(1,5)=33,578, p<0,01).
und eben nicht:
Weibchen (n=202) wiesen eine durchschnittliche Körpermasse von 44 kg (Minimalgewicht 38 kg, Maximalgewicht 49 kg), Männchen (n=230) eine durchschnittliche Körpermasse von 52 kg auf (Minimalgewicht 47 kg, Maximalgewicht 64 kg). Der Unterschied zwischen den Geschlechtern war wie zu erwarten statistisch signifikant (F(1,5)=33,578, p<0,01).
Diese Wertung würde direkt einen Vergleich mit anderen Studien erfordern, die diese Erwartung bestätigen, aber genau darum geht es hier nicht, sondern nur um die Präsentation eigener, nackter Ergebnisse. Und auch hier lohnt eine Abbildung nur, wenn z.B. die Verteilung der Gewichte besonderes Interesse erwecken könnte oder falls es z.B. Auffälligkeiten bei Standardfehlern gibt.
Die versprochenen Kurztipps für die Abbildungen entnehme ich großteils Evergreen & Emery (2014): Weil Abbildungen nicht viel Text enthalten, solltest Du den dort vorhandenen Text präzise formulieren und genau mitteilen, worum es in der Abbildung geht. Die einzelnen Elemente der Abbildungen sollten überlegt angeordnet werden (z.B. welche Daten-Säulen ergeben Sinn, und zwar in welcher Richtung?), denn damit wird die Abbildung leichter verständlich. Vermeide möglichst (viele) Farben, denke an die Kopierfähigkeit und mögliche Farbenblindheit. Denke auch daran, dass Farben oft Botschaften transportieren (Bonbonfarben = „Mädchenfarben“). Zu viele Linien wie Rahmen, Häkchen oder zusätzliche Achsen können das Bild durch ihr „Rauschen“ stören – wenn Du sie nicht brauchst, um Deine Daten interpretierbar zu machen: raus damit (Evergreen, St. & Emery A.K. (2014): Data Visualization Checklist. Abzurufen auf: www.http://annkemery.com/dataviz-checklist/)
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Abbildungsunterschrift. Im Gegensatz zu Tabellen (Tabellenüberschriften) erhält jede Abbildung unter sich eine Beschriftung. Diese Beschriftung ist manchmal in einer anderen Schriftart als der Fließtext gesetzt, auf jeden Fall aber kleiner, meist eine Schriftgröße. Die Abbildungsunterschrift enthält eine prägnante Betitelung, also nicht: „Abb. 1: Fahrerfahrung“ sondern „Abb. 1: Fahrerfahrung in ausgewählten westdeutschen Bundesländern (Frauen)“ in fetter Schrift – und meist auch noch Informationen über das, was überhaupt zu sehen ist (nicht fett). Im Bestfall soll man jede Deiner Abbildungen mit Hilfe des Graphen und der Abbildungsunterschrift verstehen können, ohne den Fließtext lesen zu müssen.
Abb. 1: Fahrerfahrung in ausgewählten westdeutschen Bundesländern (Frauen). Gezeigt wird die Verteilung der durchschnittlichen Fahrerfahrung von Frauen in den westdeutschen Bundesländern Saarland, Hessen und Niedersachsen in Jahren.
Auch Abkürzungen, die in der Abbildung zu sehen sind, können hier wunderbar aufgegriffen und erklärt werden:
Abb. 4: Durchschnittliche Unfallhäufigkeit in deutschen Bundesländern im Jahr 2014. NRW (Nordrhein-Westfalen), BY (Bayern), BW (Baden-Württemberg, SA (Sachsen-Anhalt), MP (Mecklenburg-Vorpommern).
Die wichtigsten Kurztipps für Tabellen umfassen folgendes: Prüfe die Daten auf eine sinnvolle Sortierung. Was sollte in der obersten Zeile stehen – oder gehören diese „Hauptpunkte“ eher nach links? Welche Daten gehören dazu, und wie möchtest Du sie darstellen? Zentriere Deine Daten, wenn möglich, in den Spalten. In der linken Spalte sollte der Text jedoch linkszentriert stehen. Wenn Du in der obersten Zeile bezeichnest, was darunter zu finden ist, sollten dort auch die Einheiten stehen, wenn sie nicht in der Tabellenüberschrift angegeben werden. Ansonsten gilt auch hier: Schlichtheit ist Trumpf. Zu viele Linien stören ebenso wie zu viele Farben und zu viele Einheiten.
Für die Tabellenüberschrift gilt dasselbe wie für die Abbildungsunterschrift, nur, dass der Text eben oben drüber platziert wird. Ein Beispiel für eine einfache, aber gelungene Tabelle könnte folgendermaßen aussehen:
Tabelle 7: Diagnosen in Studiengruppe (SG) und Kontrollgruppe (KG). Beide Gruppen beinhalten jeweils n = 468 von gesamt n = 602 Patienten. Angegeben sind tatsächliche und prozentuale Anteile (als n/%) sowie die statistische Signifikanz markiert mit Sternchen wie oben angeführt.
Tabelle 7: Diagnosen in Studiengruppe (SG) und Kontrollgruppe (KG). Beide Gruppen beinhalten jeweils n = 468 von gesamt n = 602 Patienten. Angegeben sind tatsächliche und prozentuale Anteile (als n/%) sowie die statistische Signifikanz markiert mit Sternchen wie oben angeführt.Erkrankung | Gesamt | SG | KG | Signifikanz |
Akute Sinusitis | 141/25,64 | 78/14,18 | 63/22,91 | 0.165 |
Influenza | 13/2,36 | 4/1,45 | 9/3,27 | 0.033* |
Pharyngitis | 54/9,81 | 26/9,45 | 28/10,18 | 0.879 |
Otitis media | 25/4,55 | 14/5,09 | 11/4 | 0.004** |
Prinzipiell kannst Du diese Über- und Unterschriften auch Word „überlassen“. Das funktioniert über die Auswahl der Tabelle oder der Abbildung (kleines Kreuz links oben markiert das Gesamtwerk); dann rechte Maustaste klicken, „Beschriftung einfügen“. Dort wählst Du aus, wie die Bezeichnung lauten soll und kannst auch eine automatische Nummerierung bestimmen. Word kann theoretisch ein automatisch generiertes Abbildungs- oder Tabellenverzeichnis erzeugen. Es soll Menschen geben, bei denen das reibungslos geklappt hat und den Ansprüchen der Arbeit gerecht wurde!
Weitere wichtige Hinweise
Niemals, wirklich niemals, solltest Du vergessen, auf Deine Abbildungen und Tabellen zu verweisen. Verweise strukturieren den Text, helfen dem Leser, ein Ergebnis, das im Text vorgestellt wurde, graphisch dargestellt als Abbildung oder mehr Daten zur weiteren Erhellung des Umstandes als Tabelle aufzufinden. Insbesondere, wenn die Abbildung/Tabelle aus Layout-Gründen erst auf der nächsten Seite oder noch weiter weg steht (wie bei großen Übersichtstabellen, auf die Du Dich mehrfach beziehst), ist der Verweis unabdingbar, denn ansonsten geht beim Leser das Fragezeichen an: „Wo ist die Abbildung 13 denn jetzt?“.
Greifen wir unsere Rottweiler von oben erneut auf. Dann könnte der Text folgendermaßen aussehen:
Weibchen (n=202) wiesen eine durchschnittliche Körpermasse von 44 kg (Minimalgewicht 38 kg, Maximalgewicht 49 kg), Männchen (n=230) eine durchschnittliche Körpermasse von 52 kg auf (Minimalgewicht 47 kg, Maximalgewicht 64 kg) (Abb. 13) Der Unterschied zwischen den Geschlechtern war statistisch signifikant (F(1,5)=33,578, p<0,01).
Dann käme die Abbildung, und dann käme wieder Text:
Die einzelnen Körpermassen aller Tiere sowie weitere Parameter finden sich in Tabelle 17 (Seite 36).
Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass Du vermeiden solltest, mehrere Abbildungen oder Tabellen hintereinander anzuordnen, ohne Fließtext dazwischen zu schreiben. Der Leser versteht nicht, wie der Zusammenhang zwischen den einzelnen Abbildungen ist und warum jetzt schon wieder eine Abbildung kommt oder noch eine Tabelle. Ein kurzer Satz kann reichen, diesen Zusammenhang herzustellen, die textliche Brücke zu schlagen, den Leser wieder einzubinden und zurück zum Thema zu führen und dazu auch noch optisch die Seiten vernünftig aufzuteilen (ein oft unterschätzter Aspekt). Aber wie findest Du die passende Formulierung? Überlege Dir, warum Du diese Abbildung oder Tabelle an eben diese Stelle setzen möchtest: Was zeigt sie, was gibt sie an? Wenn Dir dazu etwas einfällt, ist es genau Dein Brückensatz. Wenn nicht, dürfte die Abbildung/Tabelle überflüssig sein.
Oft stellen sich auch Fragen nach „einfachen“ Dingen. So sind als Nachkommastellen meist zwei anzugeben – außer, es steht anders in den formalen Vorgaben. Weiter empfehle ich, insbesondere bei Daten, die als Zahlen im Text ausgegeben werden, wie „367,42 kg ± 42,32 kg“, zwischen Zahlen, evtl. Gleichheitszeichen, Rechenoperatoren und Einheiten gesperrte Leerzeichen (STRG + UMSCHALT + LEERTASTE) einzusetzen, damit Du keinen solchen Zeilenumbruch erlebst:
Weibchen der Studienpopulation wiesen im Vergleich eine durchschnittliche Körpermasse von 367,42 kg ± 42,32 kg auf.
Mit gesperrten Leerzeichen liest sich das viel besser:
Weibchen der Studienpopulation wiesen im Vergleich eine durchschnittliche Körpermasse von
367,42 kg ± 42,32 kg auf.
Einheiten werden, abhängig von den formalen Vorgaben, mit oder ohne Abstand (Leerzeichen) zur vorhergehenden Zahl angegeben. Das ist auch Geschmackssache bzw. folgt dem Usus des Fachbereichs.
Zum Abschluss noch ein Absatz zur Angabe der statistischen Prüfgrößen, denn das ist ein enorm unterschätztes Thema. Wie Du oben schon gesehen hast, stehen im Ergebnisteil u.U. so Dinge wie:
Der Unterschied zwischen den Geschlechtern war statistisch signifikant (F(1,5)=33,578, p<0,01). oder
Dieser Unterschied ist signifikant
(H(df=2) = 24,106; p < 0,05).
Was soll denn das heißen? Den p-Wert kennt ja jeder, aber was sind F, H oder df? Wenn Du Tests auf statistische Signifikanz gemacht hast, solltest Du wissen, warum welcher gemacht wurde. Jeder dieser Tests (hier z.B. eine ANOVA) hat eigene statistische Prüf- oder Testgrößen. Es soll Doktorväter und –mütter geben, denen als Angabe zur statistischen Signifikanz der p-Wert ausreicht, aber das ist unsauber, denn die Prüfgröße oder die Angabe z.B. des Freiheitsgrads (degree of freedom, df) oder der Anzahl der getesteten Individuen (n) erlauben es dem Leser, die tatsächliche Relevanz der Aussage zu bewerten. Ein p-Wert sagt zwar etwas aus, aber die dazu passende Teststatistik ergibt erst das komplette Bild, denn z.B. beim U-Test (oder auch Mann-Whitney-Test) kann die Testgröße U besonders groß oder klein sein und damit erklären, warum eventuell die Nullhypothese abgelehnt wurde. Durch die Angabe der statistischen Prüfgrößen ermöglichst Du eine fundierte Antwort des Lesers auf die Frage: Ist das angegebene Ergebnis aussagekräftig? Gib sie immer an!
Ergebnisdarstellung in Geistes- und Sozialwissenschaften: der »Hauptteil«
Der Haupt- oder Ergebnisteil in den Geistes- und Sozialwissenschaften (hiermit meine ich auch Psychologie, Rechtswissenschaften etc.) wird meist völlig anders gestaltet. Natürlich gelten auch hier dieselben o.a. technischen Grundlagen, was die Abbildungen und Tabellen betrifft. Aber sowohl der Aufbau als auch der Anteil am geschriebenen Wort unterscheiden sich beträchtlich von technischen oder naturwissenschaftlichen Dissertationen.
In den Rechtwissenschaften können nach der Einleitung im ersten Kapitel, also der Motivation, zum Beispiel mehrere Kapitel folgen, die jeweils ein zu behandelndes Problem vor dem Hintergrund der Quellenlage analysieren. Generell in allen Forschungsfeldern mit nicht-experimentellem Hintergrund gilt gleiches: Hier folgen nach der Einleitung meist mehrere „Hauptkapitel“; die das eigentliche Ergebnis, also die Analyse der Forschungsfrage(n) mit den gewählten Methoden (Literaturrecherche, Umfragen, Längsschnittanalysen, Bildauswertung…), vorstellen. Auch wenn es z.B. in Arbeiten mit Fragebögen zu einer Fragebogenanalyse mit vielen Daten und einem Haufen Statistik kommt, werden die Ergebnisse dieser Arbeit eher „geisteswissenschaftlich“ aufgebaut sein, als oben dargestellt. In „textlastigen“ Arbeiten können Abbildungen und Tabellen ihren Platz finden, müssen es aber nicht. Dafür besteht manchmal die gesamte Arbeit aus Haupttext und vor allem Fußnoten, in denen Quellen und weiterführende Erläuterungen angegeben werden.
In Arbeiten mit empirischen Untersuchungen, die z.B. Symbolverwendungen in Medien untersuchen, kann etwa nach der Einleitung zunächst der theoretische Hintergrund aufgerollt werden (kann auch Teil der „Ergebnisse“ sein!), bevor man zur eigentlichen Untersuchung gelangt, deren Methoden und Ergebnisse dann mit viel oder ausschließlichem Text, und mit oder ohne Abbildung und/oder Tabellen, vorgestellt werden.
Hier gibt es keine allgemeingültigen Spielregeln, sondern das Fach und der Inhalt gibt vor, wie die Arbeit auszusehen hat. Eine Literaturarbeit über die Perzeption eines archäologischen Fundes in den letzten dreißig Jahren ist naturgemäß etwas ganz anderes als eine sozialwissenschaftliche Dissertation, die sich auf Fragebögen stützt.
Dieser Beitrag ist Teil der Mini-Serie Was gehört eigentlich in die Diss?
Nach der Sommerpause lest Ihr in dieser Mini-Serie noch Beiträge zum Verfassen von Diskussion, Zusammenfassung, Ausblick und/oder Resümee und Literaturverzeichnis. Außerdem gibt es noch praktische Tipps für ein gelungenes Layout und eine Checkliste zum Abhaken für die Finalrunde.
Dr. Regina E. Moritz promovierte 2007 an der Universität Duisburg-Essen über ein sinnesphysiologisches Thema und unternahm daraufhin einen kurzen Ausflug ins Science Management. Seit viereinhalb Jahren arbeitet sie freiberuflich und leidenschaftlich als Wissenschaftslektorin. Sie lebt mit Mann, Töchtern, Garten, Aquarium und sehr vielen Büchern im Ruhrgebiet.
Schöner Beitrag hat mir gut gefallen, sehr gut erklärt vielen dank für die Bereitstellung.