Ob mit oder ohne Mind-Map: Um Deine Gliederung in ein richtiges Dokument zu überführen, beginne noch vor dem Schreiben mit dem Einrichten Deiner Gliederungsebenen (in MS Word).
Gliederungsebenen und Abschnittsumbruch
Prinzipiell solltest Du unbedingt anstreben, nicht mehr als drei Gliederungsebenen aufzustellen, also maximal 5.1.1 oder 6.3.8. und nicht noch 3.1.2.1. oder 4.3.8.12 (ja, das gibt es!). Richte sie Dir über die Funktion „Start – Formatvorlagen“ ein, und zwar mit Platzhaltern, wenn Du noch keine knackigen Überschriften gefunden hast:
1 Einleitung
1.1 Hintergrund
1.2 Forschungsstand
1.3 Forschungsfrage/Fragestellung/Zielsetzung
2 Material und Methoden…
können allgemeine Platzhalter sein. Formuliere ganz einfach! Die „guten“ Überschriften finden sich am Ende von selbst. Vernachlässige das Format der Überschriften – MS Word hat dermaßen spezielle Eigenheiten, dass sich das „Schönmachen“ erst ganz zum Schluss lohnt. Schreibe zunächst Deine Überschriften als normalen Text hin, z.B. „1 Einleitung“, gehe dann auf Start – Formatvorlagen“ und wähle in der langen Reihe „Überschrift 1“ aus. Das definiert die Überschrift für die erste Gliederungsebene. Für diejenigen Überschriften der zweiten Gliederungsebene („1.1 Hintergrund“) wählst Du entsprechend „Überschrift 2“ aus usw. Du kannst auch bereits jetzt unter „Stil-Sets“ („Formatvorlagen ändern“) das von Dir gewünschte Format auswählen, z.B. „Traditionell“, wenn das zu Dir passt – und keine Sorge, denn Du kannst alles über die Ändern-Funktion alles individuell modifizieren:
Unter dieser Funktion „Ändern“ kannst Du jetzt auch gleich noch die Abstände der Überschriften direkt einstellen („Start – Formatvorlagen – Rechtsklick auf z.B. auf Überschrift 1 – Ändern – Formatvorlage ändern – über dem Textfeld die Symbolfelder für Abstand vor und Abstand nach“); damit ersparst Du Dir eine Menge Ärger und kannst im Text später ohne Rücksicht auf das Setzen von Abständen durchschreiben.
Ein hilfreicher Rat beim Einrichten der einzelnen Kapitel ist auch, dass Du nach jedem Kapitel einen Abschnittsumbruch einfügst: „Seitenlayout – Umbrüche – Abschnittswechsel – Nächste Seite“. Dann stehen die Hauptkapitel Einleitung, Methoden etc. jeweils am Anfang einer neuen Seite (wie es sich gehört) und sind technisch sauber voneinander getrennt. Das hilft Dir später z.B., wenn Du Kopfzeilen einsetzen möchtest.
Blindtext als sinnvolles Füllmaterial
Setze zwischen die formatierten Überschriften Blindtext in dem von Dir gewählten oder von der Fakultät vorgegebenen Standardformat für Fließtext (z.B. Times New Roman, 12 pt, Blocksatz, 1,5-zeilig). Diesen Blindtext kannst Du dann mit Deinem richtigen Text einfach überschreiben. Einen guten Blindtextgenerator findest Du hier: http://www.blindtextgenerator.de/. Vorgaben der Fakultät oder des Fachbereichs solltest Du ebenso zu Beginn überprüfen wie das Seitenlayout (Seitenränder, Zeilenabstand…) und andere Vorgaben. Je früher diese Vorgaben gespeichert sind, desto weniger Stress macht es am Ende, sie umzusetzen und zu überprüfen.
Inhaltsverzeichnis
Nimm eine Extra-Datei für das Titelblatt und die zweite Seite (das ist erst später wichtig oder für einen Tag, an dem Dir schrecklich langweilig ist). Erzeuge in dem zweiten Dokument, das Deinen Text trage soll, über „Verweise – Index einfügen – Inhaltsverzeichnis“ ein einfaches Inhaltsverzeichnis auf der allerersten Seite Deines Dokuments. Beginne also Dein eigentliches Zentraldokument, das Du schon schön eingerichtet hast, mit dem Inhaltsverzeichnis auf einer leeren Seite vor „1. Einleitung“. Da die meisten Dissertationen mit der Seitenzählung nach dem Inhaltsverzeichnis beginnen (Seite 1 auf der ersten Seite der Einleitung), ist es so viel leichter, die Seitenzahlen einzurichten. Für diese gängigen Fälle gehst Du in die Kopf- oder Fußzeile der ersten Seite der Einleitung und erstellst über „Einfügen – Seitenzahl – Seitenzahlen formatieren“ die Seitenzahlen so, wie die Vorgaben es verlangen. Beginne mit „1“. Und: trenne die Seitenzahlen dieses Abschnitts der Einleitung von dem vorherigen, also vom Inhaltsverzeichnis, denn das bekommt keine Seitenzahlen. Dazu entfernst Du das Häkchen bei „Mit vorheriger verknüpfen“, wenn Du in der Kopf-/Fußzeile der Einleitung bist. Im Inhaltsverzeichnis, das ja jetzt getrennt vom eigentlichen Textteil sein sollte, kannst Du dann einfach die Seitenzahlen anklicken und löschen – oder in römische Zahlen umschreiben, falls Deine Vorgaben das verlangen. Ziehe für diese formalen Vorgaben unbedingt die für Dich gültige Promotionsordnung zurate!
Auch hier gilt: das Verzeichnis wird erst am Ende aufgehübscht. Während des Schreibprozesses dient es vor allem der Aktualisierung der bestehenden Gliederung:
mit der rechten Maustaste ins Inhaltsverzeichnis klicken und im geöffneten Fenster entweder „Nur Seitenzahlen aktualisieren“ oder „Gesamtes Verzeichnis aktualisieren“ wählen (dabei siehst Du auch gleich, ob Dein Text richtig formatiert ist oder ob Text mit ins Inhaltsverzeichnis rutscht, weil er z.B. als Überschrift 2 markiert wurde). „Schön“ kann man von MS Word nicht erwarten.
Wenn Du Deinen Text dermaßen vorbereitet hast, kannst Du Dich aus drei Gründen freuen: erstens hast Du Dein Dokument so einfach und sauber eingerichtet, dass es kaum noch Formatierungsprobleme geben sollte; zweitens hast Du bereits eine übersichtliche Gliederung, mit der Du weiterarbeiten kannst – ein unschätzbarer Vorteil, wenn man am Anfang seiner Schreibphase steht (!); und drittens hast Du, ohne Inhalt produziert zu haben, bereits einige Seiten Text – und das fühlt sich richtig gut an und bringt Vorfreude auf mehr.
Dieser Beitrag ist Teil der Mini-Serie Was gehört eigentlich in die Diss?
Im folgenden zweiten Teil geht es um die Einleitung, die Fragstellung, die Zielsetzung und die Hypothesen (Teil 2: „Die Einleitung leitet das Schreiben ein“).
Dr. Regina E. Moritz promovierte 2007 an der Universität Duisburg-Essen über ein sinnesphysiologisches Thema und unternahm daraufhin einen kurzen Ausflug ins Science Management. Seit viereinhalb Jahren arbeitet sie freiberuflich und leidenschaftlich als Wissenschaftslektorin. Sie lebt mit Mann, Töchtern, Garten, Aquarium und sehr vielen Büchern im Ruhrgebiet.
Sehr geehrte Frau Moritz,
eine gute Serie – ich hätte diese kritischen Anmerkungen:
1. Sollte die Nummer der Überschrift nicht getippt werden. Das aber suggeriert Ihr Vorschlag („1.1 Hintergrund“). Word kann die Nummerierung selbst setzen. Das erspart viel Arbeit.
2. Die Abschnittsumbrüche vor jedem Hauptkapitel sind nicht nötig. Die Kopfzeilen kann man auch über die Feldfunktion STYLREF gestalten. Zu viele Abschnitte verwirren eher. Abschnitte braucht man, um unterschiedliche Seitennummerierungen sowie Hoch- und Querformatierungen zu trennen.
3. Ihren Rat zur Seitennummerierung sollten Sie relativeren: Jede Studienordnung hat da andere Vorschriften. Manche Universitäten verlangen, dass ab der ersten Seite gezählt wird, andere bevorzugen, ab der Einleitung zu zählen.
Aber danke für Ihre interessanten Ideen.
Viele Grüße aus Dresden
Dr. Michael Beithe
Sehr geehrter Herr Dr. Beithe,
haben Sie vielen Dank für Ihre Anregungen.
Zu Punkt 1 und 2 kann ich nur sagen: Sie haben Recht, ABER … sowohl die automatische Nummerierung in Word als auch die Feldfunktion STYLREF überfordern die meisten Kunden, welche zum allerersten Mal mit Textbearbeitung in größerem Stil in Kontakt kommen (diejenigen, die sich auskennen, brauchen diesen Teil der Serie nicht). Insbesondere automatisch generierte Formatierungen erzeugen, wenn sie nicht richtig eingerichtet bzw. gehandhabt werden, leider sehr, sehr häufig erhebliche Probleme und müssen mühsam am Ende wieder herausgepult werden. Für Seminare, in denen deutlich mehr Zeit ist, auf den jeweiligen Kandidaten einzugehen und abzuschätzen, ob er die Funktionen richtig handhaben kann, sind diese Wege jedoch natürlich die empfehlenswerten.
Zu Punkt 3: Völlig richtig, das ist etwas unklar ausgedrückt. Wird ergänzt. Danke für den Hinweis.
Herzliche Grüße aus dem Ruhrgebiet: Regina Moritz